Zelt-FAQ der dro-faq

( this is a part of the faq of the german-spoken newsgroup de.rec.outdoors )

Version:  1.2
Autor:  Elger Funda 
Verwalter:  Christof Amelunxen
letzte Änderung: 29. Mai 2001
URL: . http://www.amelunxen.net/drofaq/zelt.html
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Bitte beachte auch die grundsätzlichen Anmerkungen auf der Hauptseite


Dieser Artikel befaßt sich nur mit Zelten für den Trekking- und Outdoorbereich. Bei Zelten für den Campingbereich oder auch für Autodachzelte gelten andere Gesichtspunkte.

Inhalt:

1.    Zelttypen

2.    Materialien & Verarbeitung

3.   Ausstattung

4.   Aufbau

5.   Wichtig beim Zeltkauf

6.   Aufbewahrung

7.   Diverse Tips rund ums Zelten

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1.    Zelttypen

1.1    Doppeldach- oder Einfachzelte

Man kann zunächst einmal zwischen Doppeldachzelten und einwandigen Tropfsteinhöhlen unterscheiden. Bei letzteren kondensiert das von den Bewohnern verdunstete Wasser an der Zeltinnenseite und führt zu einem besonderen naßfeuchten Zeltklima, welches nur für Liebhaber besagter Tropfsteinhöhlen einen gewissen Reiz hat. Ein Musterbeispiel für diesen Typus ist die berühmte "Dackelgarage" der Bundeswehr. Aber auch in Kaufhäusern werden gelegentlich solche Superleichtzelte für 39,50DM angeboten. Ein Sonderfall der einwandigen Zelte sind Gore-Tex-Zelte und Biwaksäcke, die weiter unten behandelt werden.

Doppeldachzelte bestehen aus einem wasserdichten Überzelt und einem wasserdampfdurchlässigen Innenzelt. Auch hier kann Wasser am Außenzelt kondensieren. Es läuft aber in der Regel an der Wand ab ohne die Bewohner zu belästigen. Auch auf das Innenzelt abfallende Kondenswassertropfen stellen meist keine Beeinträchtigung dar. Ein weiterer Vorteil von Doppeldachzelten ist die zusätzliche Isolationswirkung durch die stehende Luftschicht zwischen Innen- und Außenzelt.

In warmen Gegenden, kann man überlegen, ob man zur Gewichtsersparnis das Innenzelt zuhause läßt . Wenn für ausreichende Durchlüftung gesorgt ist, hält sich hier das Kondenswasserproblem in Grenzen. Ich persönlich bevorzuge jedoch in solchen Fällen ein Tarp.

1.2    Zeltformen

Die einzelnen Zeltformen unterscheiden sich vor allem im Verhältnis Bodenfläche:nutzbarer Fläche, wobei die nutzbare Fläche in 40 cm Höhe gemessen wird. Die hier zitierten Angaben wurden der Webseite: http://www.globetrotter.de/htm_info/infozelt.htm entnommen.
Daneben unterscheiden sie sich unter anderem in der Zahl der zum Aufstellen benötigten Heringe. Für jeden Zelttyp läßt sich eine theoretische Mindestzahl von Heringen angeben. Mit dieser Anzahl steht das Zelt ohne umzufallen. Tatsächlich braucht man meist deutlich mehr Heringe. Freistehend ist ein Zelt dann, wenn die theoretische Mindestzahl gleich Null ist.

1.2.1    Firstzelt (längs/quer)

Eigentlich nur noch aus historischem Interesse erwähnenswert. Firstzelte sind weder freistehend noch haben sie ein gutes Platzangebot. Die nutzbare Fläche beträgt gerade mal die Hälfte der Bodenfläche. Dazu kommt, daß meist noch die Zeltstangen mitten im Eingang stehen. Dazu sind Firstzelte windempfindlich und benötigen zum Aufstellen eine Menge Heringe. (theoretisches Minimum: 6) Firstzelte sind nur für Kinder zum Spielen im Garten und für große Kinder zum Spielen auf Truppenübungsplätzen zu empfehlen.

1.2.2    Pyramide

Auch nur geringe Bedeutung. Pfadfinder schlafen ganz gerne in Kohten (wie schreibt man's richtig?), aber für den Trekkingeinsatz sind solche Großzelte zu schwer. Bei Expeditionen finden sich gelegentlich Pyramidenzelte als Basislagerzelte. Vorteil ist, daß man bei ausreichender Größe des Zelts in der Mitte Stehhöhe hat. Nachteile sind neben dem hohen Gewicht die geringe Nutzfläche und die störende Stange in der Mitte. Pyramidenzelte sind ebenso windanfällig wie Firstzelte. Freistehend sind sie natürlich auch nicht. (theoretische Mindestanzahl der Heringe: 4)

1.2.3    Kuppelzelt (geodätisch, normal)

Bei Kuppelzelten kann man zwischen einfachen Kreuzkuppeln und geodätischen Kuppeln unterscheiden. Bei Kreuzkuppeln kreuzen sich , wie der Name schon sagt, 2 oder mehr Gestängebögen am Zeltmittelpunkt. Bei geodätischen Kuppeln kreuzen sich die Stangen an mindestens 2 Stellen, woran man sieht, daß hier mindestens 3 Bögen erforderlich sind. Durch diese Konstruktion ergibt sich eine besonders gute Windstabilität. Auch einfache Kreuzkuppeln sind relativ windstabil. Kuppelzelte sind grundsätzlich freistehend, jedoch werden meist doch einige Heringe benötigt um z.B. die Apsiden aufzuspannen oder um das Zelt vor dem davonfliegen zu sichern. Durch die steileren Wände beträgt die nutzbare Fläche etwa 80% der Bodenfläche.

1.2.4    Tunnelzelt

Tunnelzelte stellen bezüglich der nutzbaren Fläche das Optimum dar. Über 90% der Bodenfläche. Allerdings sind sie nicht freistehend, obwohl die theoretische Mindestzahl der Heringe bei nur 2 liegt. Die Windstabilität von Tunnelzelten ist recht gut, wenn auch nicht so gut wie bei geodätischen Kuppelzelten. Bei Tunnelzelten gibt es wie bei den Firstzelten Längs- und Querlieger.

1.2.5    Sonstige

Neben diesen Grundtypen gibt es noch weitere spezielle Zeltformen, die hier nicht im Einzelnen diskutiert werden können. Insbesondere bei 1-Personen-Zelten lassen sich die Zeltbauer einiges einfallen um das Gewicht zu reduzieren. 2 spezielle Fälle sollen noch kurz erwähnt werden:

1.2.6    Tarp

Eigentlich nur eine meist quadratische Zeltbahn mit jeder Menge Abspannösen. Damit lassen sich eine Unzahl von "Zeltformen" realisieren, vom einfachen Schrägdach bis zu sehr windstabilen Konstruktionen. Für Leute die den Kontakt zum Sternenhimmel brauchen, aber trotzdem nicht vom Tau durchnäßt werden wollen, für Survival-Freaks, Waldläufer und Minimalisten eine Ideallösung. Vor allem bei kleinem Gepäck ist das Tarp eine ernstzunehmende Alternative zum Zelt. (Schließlich wiegt selbst das einfachste 1-Mann-Zelt mehr als 300g) Als Zubehör braucht man ein paar Schnüre und etwas Improvisationstalent.

1.2.7    Biwaksack

Wird hauptsächlich im alpinen Bereich eingesetzt. Als Zeltersatz ist der Biwaksack nicht zu empfehlen, z.B. wegen des Kondenswasserproblems. Aber für den Notfall, z.B. bei Gebirgswanderungen durchaus brauchbar.


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2.    Materialien & Verarbeitung

2.1    Gestänge

2.1.1    Glasfaser

Igitt! Nur was für Kaufhof-Billigzelte! Wer's nicht glaubt soll doch mal leicht gegen so ein Zelt drücken. Beim nächsten Wind liegt das Zelt flach. Außerdem neigen Glasfasergestänge zum Splitterbruch. Da ist dann mit reparieren nicht mehr viel zu machen. Also: Finger weg!

2.1.2    Alu

Alu ist nicht gleich Alu. Ich zitiere hier der Einfachheit halber mal wieder Globetrotter-Ausrüstungen: Aluminiumgestänge gibt es in unterschiedlichen Qualitäten, Ausführungen und Durchmessern. Das zur Zeit hochwertigste Gestänge wird vom amerikanischen Hersteller Easton Alloy gefertigt; technische Bezeichnung 7075 T9. 7075 bezeichnet die Art der Legierung (relevant für Festigkeit und Steifigkeit), T9 die Art der Wärmebehandlung (Elastizität); die Skala reicht von T1 bis T10. In Korea gefertigte Gestänge (7001 T6) sind, wie die Gestänge europäischer Hersteller, von guter Qualität (7075 T6), die für viele Einsatzbereiche ausreichend ist. Hochwertige Gestänge sind durch Oberflächenbehandlung (Eloxierung, Lackierung) gegen Witterungseinflüsse und Korrosion geschützt. Durch die glattere Oberfläche gleiten sie besser in die Gestängekanäle und bei Kälte "kleben" die Finger nicht an ihnen fest. Zitat Ende.

Wichtig ist beim Gestänge auch noch, wie die Stangen aufgebaut sind. Die einzelnen Elemente sollten mit Gummizügen verbunden sein. Die Stangen stecken sich durch einfaches Schütteln selbst zusammen. Da hierbei allerdings die Enden der Stangen relativ schnell beschädigt werden, sollte man die Segmente lieber "manuell" zusammenstecken.
Reparaturhülsen sollten bei einem guten Zelt zur Ausstattung dazugehören. Diese werden im Fall eines Gestängebruchs über die Bruchstelle geschoben und mit Klebeband o.ä. fixiert.

2.2    Außenzelt

Das Außenzeltmaterial soll möglichst wasserdicht und reißfest sein. Dazu möglichst UV-beständig und unempfindlich gegen Hitze und Kälte. Die meisten heute angebotenen Zelte sind aus Nylon oder Polyester.

2.2.1    Polyamid

Meist Nylon (Polyamid 66). Nylon hatte früher ein paar gravierende Nachteile. Das Material dehnte sich bei Nässe, wodurch ein Nachspannen des Zeltes bei Regen erforderlich wurde. Die UV-Beständigkeit war gering und die Reißfestigkeit nicht so überragend. Diese Probleme sind durch entsprechende Ausrüstung der Gewebe (Rip-Stop Nylon, UV-Stabilisatoren ...) heute weitgehend behoben. Tendentiell ist Nylon leichter als Polyester. Jedoch kann der Effekt durch eine entsprechende Beschichtung wieder zunichte gemacht werden.

2.2.2    Polyester

Polyester ist schwerer als Nylon, dafür aber reißfester, scheuerbeständiger und nicht anfällig gegen UV-Strahlung. Polyester nimmt weniger Feuchtigkeit auf als Nylon, was sich im Gewicht bemerkbar macht, wenn man das Zelt mal naß verpacken muß

2.2.3    Baumwolle

Nur für Campingzelte. Schwer, trocknet langsam, schimmelt schnell, wenn man es naß verpacken muß. Vorteile: "natürliches" Material, atmungsaktiv, wird durch Regen wasserdicht (Fäden quellen auf), Funkenflug vom Lagerfeuer brennt keine Löcher ins Gewebe, kann nachimprägniert werden.

2.2.4    Gore Tex

Teures Material für teure Spezialzelte. Die Idee, warum man Gore Tex für Zelte einsetzt ist die: Gore Tex ist wasserdicht und wasserdampfdurchlässig. Man braucht also kein Innenzelt, weil das Kondenswasser nicht kondensiert, sondern sich durch die Membran verflüchtigt. Schöne Idee, aber leider falsch. Damit der Wasserdampftransport durch die Membran funktioniert, ist ein Temperaturunterschied zwischen innen und außen erforderlich. Bei Gore Tex Bekleidung hat man den, beim Zelt aber nicht. Was man also bekommt ist eine teure Tropfsteinhöhle.

Bei Gore Tex Biwaksäcken sieht die Situation wieder anders aus. Hier gibt es i.d.R. einen Temperaturunterschied zwischen innen und außen. Also kann Gore Tex seine Wasserdampfdurchlässigkeit hier ausspielen.

2.3    Innenzelt

Im Gegensatz zum Außenzelt soll das Innenzelt möglichst durchlässig sein. Und zwar durchlässig für Wasserdampf, nicht für Moskitos. Ausnahme: der Zeltboden. Der sollte möglichst wasserdicht sein. Noch wasserdichter als das Außenzelt. Wer mit seinem Zelt schon mal morgens in einer 10 cm tiefen Seenlandschaft aufgewacht ist, der weiß wovon ich rede. Aus eben diesem Grunde sollte der Zeltboden auch an den Seiten mindestens 10cm hochgezogen sein. Verwendet wird hier das gleiche Material wie für Außenzelte, nur evtl. mit noch stärkerer Beschichtung. Auch die Nähte am Zeltboden, wenn sie denn schon vorhanden sein müssen, sollten besonders sorgfältig abgeklebt sein. Für den Rest des Innenzelts gilt: leichtes Gewebe. möglichst gut atmungsaktiv. Heute meist unbeschichtetes Nylongewebe. Früher gab es auch Baumwoll/Nylon Mischgewebe. Vorteil: angenehmeres Zeltklima. Nachteile: höheres Gewicht und Verrottungsgefahr.
Als Spezialversionen gibt es Zelte mit einem Innenzelt aus Moskitonetz. Tauglich vor allem für Tropische Regionen. In kühleren Breiten weniger zu empfehlen.

2.4    Beschichtungen

Beschichtungen sollen die Wasserdichtigkeit von Außenzelt und Zeltboden verbessern. Innenzeltgewebe sind nicht beschichtet. Die Beschichtung ist starken Belastungen ausgesetzt. In aufgebautem Zustand Spannungen, Nässe, Hitze, UV-Strahlung. Beim zusammengelegten Zelt Knick- und Scheuerbelastungen. Deshalb gehören zu einem hochwertigen Zelt auch hochwertige Beschichtungen.

2.4.1    PVC, PAC

Billig. Das war's dann aber auch schon mit den Vorteilen. Die Nachteile überwiegen. Geringe Elastizität/Flexibilität. Die Beschichtung kann sich deshalb leicht vom Gewebe ablösen. Ganz abgesehen davon sollte jeder, der sich Outdoor bewegt, die Finger von PVC lassen. Das Material ist einfach aus ökologischen Gesichtspunkten ein Unding.

2.4.2    PU

Polyurethan. Für Beschichtungen gut geeignet. Sehr elastisch (PU wird als "synthetischer Gummi" verwendet). Kältebeständig.

2.4.3    SI

Silikon. Ebenfalls sehr gut für Beschichtungen geeignet. Silikon soll im Gegensatz zu anderen Beschichtungen die Reißfestigkeit und UV-Stabilität des Materials erhöhen.

2.4.4    Alu

Wird bei hochwertigen Zelten heute kaum noch verwendet. Sie soll die Temperatur je nach Außentemperatur kühler (Alu nach außen) oder wärmer (Alu nach innen) halten. Diese Argumentation ist ziemlich albern, da es wohl kaum ein Zelt mit wendbarem Außenzelt gibt. Dieses Argument wird also eher vorgeschoben um Zelte mit dieser billigen Beschichtung an den Käufer zu bringen. Die aufgedampfte Alubeschichtung platzt außerdem leicht ab, oder sie bekommt Risse. Einziger Vorteil. In alubeschichteten Zelten ist es dunkler als in anderen. Wer ins Land der Mitternachtssonne reist, wird dies zu schätzen wissen.

2.5    Nähte

Nähte sind, was die Wasserdichtigkeit eines Zeltes angeht, häufig der Schwachpunkt. Durch hohe Nähgeschwindigkeiten bei der Verarbeitung erhitzt sich die Nähnadel stark und "brennt" unnötig große Löcher ins Zeltgewebe. Langsame Nähgeschwindigkeiten sind jedoch nur bei sehr teuren Zelten möglich. Deshalb müssen bei "normalen" Zelten die Nähte zusätzlich abgedichtet werden. In der Regel werden sie mit einem Nahtband abgeklebt. Dieses kann sich jedoch im Laufe der Zeit ablösen. Dann muß mit einem Nahtdichter nachimprägniert werden. Auch kurze Nähte, wie z.B. an den Abspannungsschlaufen werden oft nicht abgeklebt. Eine Tube/Flasche Nahtdichter gehört deshalb oft zum Zeltzubehör.

Am besten, man nimmt sich die kritischen Nähte schon vor der Reise vor, da der Nahtdichter auf nassem Stoff nicht gut haftet. Außerdem hat man zuhause meist mehr Zeit, die Nähte sorgfältig abzudichten und gut trocknen zu lassen.

Silikonbeschichtete Gewebe können nicht abgeklebt werden. Im Zweifelsfall müssen hier alle Nähte mit Nahtdichter abgedichtet werden. Eine Alternative/Ergänzung zum Abkleben der Nähte ist die Verwendung von baumwollummantelten Nähfäden. Die Baumwolle quillt bei Nässe auf und dichtet so die Naht ab. Abgesehen von der Wasserdichtigkeit kann man auch aus der Länge der Nahtstiche auf die Zeltqualität schließen. Lange Stiche sind billiger, weil schneller zu nähen, aber weniger stabil.


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3.    Ausstattung

3.1    Apsiden

Die "Vorräume" zwischen Außenzelt und Eingang des Innenzelts. Apsiden gehören eigentlich nicht zur Ausstattung, sondern zur Konstruktionsform des Zeltes. Je größer die Apsiden, desto besser.

Wer allerdings ein extrem leichtes Zelt sucht, der sollte eines mit kleinen/keinen Apsiden wählen.

Ein Großteil des Gepäcks, insbesondere Schuhe und nasse Kleidung gehören in die Apsiden und nicht ins Innenzelt. Außerdem kann man bei besonders schlechtem Wetter in der Apsis kochen. Dazu muß allerdings eine gute Belüftung gewährleistet sein. Bei Benzin- oder Petroleumkochern sollte man auf das Kochen in der Apsis grundsätzlich verzichten. Außerdem würde ich aus Sicherheitsgründen nur dann in der Apsis kochen, wenn das Zelt noch einen zweiten Ausgang hat. Zwei Apsiden sind sowieso besser als eine. Dann kann (bei 2 Leuten) jeder sein persönliches Gepäck vor dem "eigenen" Eingang lagern.

3.2    Wäscheleine

Bei vielen Zelten gehört eine Wäscheleine im Innenzelt zur Ausstattung. Sie eignet sich weniger zum Trocknen von Wäsche, weil einem sonst die nassen Socken ständig ins Gesicht hängen, als vielmehr um z.B. eine Kerzenlaterne oder andere Beleuchtung daran aufzuhängen.

3.3 Taschen

Im Gegensatz zur Wäscheleine ein Ausstattungsdetail auf das ich nicht verzichten möchte. Armbanduhr, Taschenlampe (wenn sie nicht an der Wäscheleine hängt) und anderer Kleinkram verlieren sich ohne sie unweigerlich im Chaos eines Innenzelts. Zweckmäßigerweise pro Zeltinsassen mindestens eine Tasche.

3.4    Moskitonetze

Wer ein Zelt ohne Moskitonetz am Eingang kauft ist selber schuld. Nur mit Moskitonetzen läßt sich das Innenzelt vernünftig durchlüften, ohne daß "der Feind" davon Besitz ergreift. Das Netz muß natürlich fein genug sein, daß auch kleiner Blutsauger keine Chance haben. Und wenn der Reißverschluß sich nicht vernünftig schließen läßt, werden die kleinen Biester das Loch garantiert finden. Moskitonetze in den Lüftungsklappen des Außenzelts sind dagegen nicht nur überflüssig, sondern sogar hinderlich für die Belüftung.

3.5    Lüfter

Helfen mit, das leidige Kondenswasserproblem in den Griff zu bekommen. Sie sollen dafür sorgen, daß frische Luft ins Zelt kommt, aber kein Regen. Dementsprechend müssen sie konstruiert sein. In Stellung "offen" müssen sie auch wirklich offen bleiben. Wenn man ein Stöckchen in die Lüfter klemmen muß, damit sie offen bleiben, dann stimmt was mit der Konstruktion nicht. Bei Sturm sollten sie verschließbar sein.

3.6 Eingänge

Bei den Apsiden wurde es schon erwähnt. 2 Eingänge sind besser als einer. Nicht nur für den Fall, daß ein Eingang versperrt ist. Auch wenn nachts einer der Bewohner einen persönlichen Notfall hat, ist es angenehmer wenn er das Zelt durch seinen eigenen Ausgang verläßt und nicht über den unschuldigen Mitbewohner krabbelt. Außerdem ist es bei 2 Eingängen einfacher, den Eingang zur windabgewandten Seite zu stellen.
Egal ob ein oder zwei Eingänge. Die Eingänge müssen sich auch vernünftig benützen lassen. Das heißt, daß man keine akrobatischen Übungen braucht um die Reißverschlüsse von innen zu öffnen oder zu schließen. Daß die Reißverschlüsse nicht klemmen dürfen, sich am Stoff verhaken oder unter Zug aufgehen, versteht sich von selbst.
Es ist mir immer ein besonderes Vergnügen, wenn ich irgendwo Zelte sehe, bei denen die Eingänge so konstruiert sind, daß es bei offenem Eingang unweigerlich aufs Innenzelt regnet. Dann freue ich mich jedesmal, daß ich so ein Zelt NICHT habe. Es ist ja schön, wenn man einen großen Eingang hat. Aber es ist durchaus möglich das Zelt so zu konstruieren, daß das Innenzelt, und zumindest ein Teil der Apsis auch bei offenem Eingang regensicher ist.
Der Eingang sollte sich zur besseren Durchlüftung des Innenzelts in offenem Zustand fixieren lassen. Dazu noch ein Tip: um die Belüftung zu verbessern kann man den RV von oben her 20-30cm öffnen und dann mit einem Stöckchen offenhalten. Natürlich nicht bei Platzregen.
Nicht nur der Eingang des Außenzelts, sondern auch der des Innenzelts sollte funktionstüchtig sein. Moskitonetze sind selbstverständlich (s.oben). 2-Wege-Reißverschlüsse ebenso. Auch hier gilt wieder. Leichtgängig, nicht selbstöffnend ...
Die meisten neueren Zelte haben Innenzelteingänge, die durch einen halbkreisförmigen Reißverschluß nach unten zu öffnen sind. Ich finde diese Konstruktion nicht besonders praktisch. Man hat zwar einen großen Eingang, es ist aber nicht möglich, z.B. das Moskitonetz vorhangartig vor dem Eingang hängen zu lassen.

3.7    Reißverschlüsse

Wurden schon mehrfach angesprochen. Hier noch einmal die wichtigsten Kriterien:
Leichtgängig, auch unter Spannung, aber nicht selbstöffnend. Stabil, sorgfältig vernäht. Das Zeltgewebe darf sich nicht im RV verklemmen. Beim Außenzelt evtl. abgedeckt. Ansonsten muß der RV so dicht sein, daß kein Wasser durchdringt. Immer 2-Wege RV's. Besonders beim Moskitonetz dicht schließend.
Reißverschlüsse sind Verschleißteile. Wenn ein Reißverschluß nach längerem Gebrauch nicht mehr richtig schließt, hilft es oft die Backen des Schiebers mit einer Kombizange vorsichtig etwas zusammenzudrücken.
Auch hier noch ein Tip: An den Schiebern zusätzliche Schlaufen befestigen, damit sie sich ggf. auch mit Handschuhen leichter bedienen lassen.


3.8    Farbe

Auch wenn die Farbe des Zelts viel mit persönlichen Vorlieben zu tun hat, so gibt es doch ein paar "sachliche" Gesichtspunkte. Dunkle (oder alubeschichtete) Zelte sind in hellen Nächten günstiger (s.oben) allerdings auch tagsüber dunkler. Außerdem erwärmen sich dunkle Zelte stärker als helle. Auch hier gilt wieder, daß man das Zelt nach dem bevorzugten Einsatzgebiet aussuchen sollte. In zivilisationsfernen Gegenden können signalfarbige Zelte aus Sicherheitsgründen günstiger sein, in dichter besiedelten Regionen bevorzugt man vielleicht, nicht sofort gesehen zu werden.

3.9    Zubehör

3.9.1    Heringe

Selbst für freistehende Zelte braucht man ein paar Heringe. Diejenigen, die den meisten Zelten im unteren und mittleren Preisbereich beiliegen, sind doch eher als Kartoffelspieße geeignet. Man wird nicht umhin kommen, sich ein paar funktionsfähige Heringe zusätzlich zu besorgen.
Als Standard lassen sich etwa 20 cm lange Aluheringe mit V-Profil verwenden. Vor der ersten Benutzung sollte man eventuell vorhanden Grate an den kanten abschleifen, da sonst leicht die Abspannschlaufen oder -leinen durchgeschnitten werden.
Für Sturmabspannungen und besonders belastete Stellen habe ich meist noch 3-4 sehr massive Guß-Aluheringe dabei, wie sie bei Hauszelten häufig verwendet werden. Sie haben den Vorteil, daß man auch mal kräftiger draufhauen kann, ohn daß sie sich gleich verbiegen.
Für die Befestigung wenig belasteter Stellen benutze ich 20cm lange Erdnägel (runder Querschnitt) Außerdem gibt es noch Sandheringe, Schneeanker, Gigantoholzpflöcke, Plastikspielzeugheringe, Hightechkunststoffheringe, Bismarkheringe und vieles mehr. In einschlägigen Katalogen lassen sich damit ganze Seiten füllen. Wer mit dem Auto unterwegs ist, kann gerne ein ganzes Sortiment der unterschiedlichsten Heringe mit sich herumtransportieren. Wer die Teile aber tragen muß, wird sich auf das Notwendige beschränken. Hier ist wieder einmal Improvisationstalent gefragt. Besonders auf sehr harten oder sehr weichen Böden.
Mit den leichten Aluheringen sollte man möglichst schonend umgehen. Also nicht versuchen, sie mit einem Stein als Hammer durch die Felsplatte unter der Grasnarbe zu hämmern. Wenn ein Hering einmal richtig verbogen war, wird er immer wieder einknicken. Wenn man also mit dem Hering auf Stein stößt, besser 5cm daneben nochmal probieren. Es ist immer besser, den Hering in den Boden zu drücken als zu hämmern.
Für eine optimale Kraftübertragung sollten die Heringe mit einem Winkel von 45° im Boden stecken und mit den Abspannleinen einen Winkel von 90° bilden. Wenn man den Hering nicht ganz bis zum Kopf in den Boden kriegt, dann die Abspannleine nicht am Kopf, sondern möglichst dicht am Boden anbringen (Hebelwirkung)
Und wichtig beim Zeltabbau: Heringe zählen!

3.9.2    Unterlage

Auf eine Zeltbodenunterlage sollte man nur dann verzichten, wenn man unbedingt mit jedem Gramm geizen muß. Sonst gehört eine entsprechend große Folie auf jeden Fall ins Gepäck. Sie schützt den Zeltboden vor Schlamm, spitzen Steinen, Zweigen, Dornen, Wassereinbruch usw. Wenn sie entsprechend groß ist, liegt auch das Gepäck in den Apsiden trocken. Damit sich der Effekt sich jedoch nicht ins Gegenteil verkehrt sollte die Unterlage entweder etwas kleiner als das Außenzelt sein, oder an Rändern auf die Innenseite des Außenzelts wannenförmig hochgefaltet werden. Andernfalls hat man so etwas wie eine Dachrinne mit Ablauf ins Wohnzimmer.

3.9.3    Reparaturmaterial und Kleinkram

Reparaturhülse, Nahtdichter, Repair-Tape für größere Risse, zusätzliche Abspannschnüre, Schwamm oder Lappen um das Zelt morgens vor dem Abbau abzutrocknen.
Ca. 50cm lange Schlaufen um die Abspannschlaufen zu verlängern erhöhen die Chance, einen Hering vernünftig in den Boden zu bringen oder statt dessen einen großen Stein zu verwenden.

Ich verwende hierfür Nylonschnüre, die etwas dicker sind als die Zelt-Abspannleinen. Auch Reepschnur oder Flachband eignen sich. Das Material sollte nur einigermaßen scheuerbeständig sein.


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4.    Aufbau

Beim Zeltaufbau gibt es zwei Philosophien:
1. Zuerst das Innenzelt aufbauen, dann das Außenzelt darüber. Eignet sich eher für warme und trockene Gegenden. Der Aufbau ist einfacher als wenn man das Innenzelt mühsam unter dem Außenzelt einhängen muß. Man kann u.U. das Innenzelt solo als reinen Moskitoschutz verwenden. Beim Abbau kann man das Innenzelt noch etwas stehenlassen, damit es besser austrocknet.
2. Das Außenzelt zuerst aufbauen und dann das Innenzelt einhängen, bzw. gemeinsamer Aufbau von Außen- und Innenzelt. Bei schlechtem Wetter eindeutig zu bevorzugen. Schon die 3 Minuten, die man bei Methode 1 benötigt, bis das Außenzelt über dem Innenzelt liegt können bei starkem Regen zu viel sein. Am einfachsten ist es natürlich, wenn das Innenzelt schon im Außenzelt eingehängt ist. Allerdings sollte man das Innenzelt auch aushängen können, z.B. zum Trocknen.
Es schadet sicher nicht, das Zeltaufbauen gelegentlich zu üben. Schließlich soll es im Ernstfall auch unter widrigen Bedingungen (Sturm, Regen, Kälte, Dunkelheit, Moskitoangriffe, grinsende Nachbarn) klappen.
Beim Abbau des Zelts gilt: so wenig Falten wie möglich um die Knickbelastung gering zu halten. Rollen ist besser. Besonders beim Innenzelt: Naß auf Naß, schmutzig auf schmutzig falten. (Zeltboden)

Beim Zusammenklappen der Stangen beginnt man zweckmäßigereise in der Mitte und klappt dann jeweils zwei Elemente parallel um. Dadurch reduziert sich die Spannung im Gummizug, die, wenn man von einem Ende beginnen würde, zum Schluß recht hoch wird. Außerdem hat man es dann mit kürzeren Reststücken zu tun, die leichter zu handhaben sind. Dabei ist es ganz nützlich, wenn man die Stangenmitten farblich markiert. Das erleichtert nicht nur das Zusammenklappen in der Mitte, sondern auch das Auseinandersortieren der Stangen beim Auspacken


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5.    Wichtig beim Zeltkauf

Nicht jedes Zelt ist für jeden Einsatzzweck gleich gut geeignet. Bevor man zum Fachhändler seines Vertrauens marschiert sollte man sich ein paar Gedanken machen, wofür und wie man das Zelt verwenden will:

Für welches Zelt man sich entscheidet ist letztlich auch Geschmackssache. Auf jeden Fall sollte man sich das Zelt vor dem Kauf einmal in aufgebautem Zustand ansehen. Wenn das Zelt schon beim Händler windschief dasteht, wird es hinterher in der freien Wildbahn nicht besser aussehen. Auch auf Campingplätzen kann man sich mal umsehen.
Wenn möglich sollte man das Zelt beim Händler auch mal selber aufbauen. Dann kann man zumindest einmal abschätzen, wie kompliziert oder einfach der Aufbau ist.
Wenn das Zelt aufgebaut ist, sollte man u.a. auf folgende Punkte achten:


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6.    Aufbewahrung

Zelte nach Möglichkeit nicht naß verpacken. Kunstfasermaterialien schimmeln zwar nicht so schnell wie Baumwolle, aber irgendwann ruiniert man so jedes Zelt. Ganz abgesehen davon schleppt man mit einem nassen Zelt ein paar Kilo Wasser völlig unnötigerweise mit sich durch die Gegend. Also am besten morgens den Tau oder Regen mit einem Lappen abwischen. Bei schlechtem Wetter vielleicht eine Regenpause abwarten.
Nach der Tour das Zelt gut durchtrocknen, bevor es bis zum nächsten Mal eingelagert wird. Eventuelle Schäden gleich beseitigen.
Das Zelt NIEMALS in die Waschmaschine stecken. Auch nicht das Innenzelt. So etwas soll es tatsächlich schon gegeben haben. Wenns denn sein muß, den Dreck mit einem feuchten Lappen oder Schwamm abwaschen. Kein Reinigungsmittel, Waschmittel, Fleckenwasser o.ä. benutzen.
Zur Lagerung das Zelt möglichst nicht im Packsack aufbewahren, sondern am besten locker zusammengelegt an einem nicht zu heißen und luftigen Ort.
Vor der Tour ein Probeaufbau, damit man sieht ob noch alle nötigen Teile vorhanden sind. Insbesondere auf fehlende Heringe oder Abspannleinen achten.


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7.    Diverse Tips rund ums Zelten

Ein teures Zelt kaufen kann jeder der das nötige Kleingeld hat. Ein Zelt richtig, das heißt vor allem an der richtigen Stelle aufzubauen ist eine Kunst. Hierzu zum Schluß ein paar kleine Tips

7.1    Noch ein paar Tips zur Zeltplatzwahl

7.2    Zeltplatz im Winter

* ... Und noch eine alte Pfadfinderweisheit zum Abschluß: Laß an deinem Lagerplatz nichts zurück, als deine Fußspuren, und nimm nichts mit außer schönen Erinnerungen. In diesem Sinne viel Spaß beim Zelten.


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